Die Trennung von einer Idee und deren Umsetzung spielen bei „Vorbilder“ eine große Rolle: so wie man einer Vorstellung des Vorbildes nacheifern und in dessen Fußstapfen treten kann, kann man auch die Inspiration anderer künstlerischen Positionen nutzen um Ähnliches, Verwandtes oder Konträres zu schaffen. Die Frage nach dem, was zuerst war, stellt sich zwar am häufigsten aufgrund von ökonomischen Bedingungen zur Verwertungsverteilung, andererseits übersteigt diese Frage natürlich diese Komponente und bietet philosophische, technische und kulturelle Denkanstöße. Zu dieser Neuauflage des Henne-Ei Problems mischt sich auch eine Gegenüberstellung von Darstellungs- und Repräsentationsverhältnissen gepaart mit einem Kontrastieren von den unterschiedlich starken Hegemonialansprüchen unterschiedlich gängiger Medien – Medien, die auf den ersten Blick offensichtliche Unterschiede, aber auf einen zweiten, etwas länger verweilenden Blick ebenso rätselhaft wirkende Gemeinsamkeiten haben. Die Frage der (Re-)Produktionsmöglichkeiten ist in „Vorbilder“ somit schnell aus- und angedacht – das Werk offeriert anstatt von durchgedachten und topologisch sortierbaren, definitiven Antworten, ein Update auf die Fragestellung zwischen Kausalkette und Halbordnung. Ob als religiöser Teufelskreis, biologisches Henne-Ei-Problem, technisches Bootstrapping oder philosophische Tautologie – „Vorbilder“ ist nicht die Umsetzung einer Idee, sondern eine Umsetzung „der“ Idee.